Aus meinen Erfahrungen aus dem Sozialrecht kann ich sagen, dass Gutachten leider qualitativ und fachlich sehr stark unterschiedlich sind. Das betrifft zum einen die Ergebnisse der Gutachten, zum anderen aber leider vor allem die Sorgfalt, mit der die Gutachten erstellt werden. Bei der großen Bedeutung von Gutachten für die Leben der Betroffenen ist dies beängstigend und frustrierend zugleich.
So kam es in von mir bearbeiteten Fällen vor, dass jemandem, der keine 50 m schmerzfrei gehen konnte, attestiert wurde, problemlos 500 m am Stück gehen zu können. Es wurde teilweise auch im Gespräch bei der Begutachtung eine Diagnose erwähnt, die sich später im Gutachten nicht wiederfand. Oder aber: neueste medizinische Erkenntnisse werden bewusst verkannt. Oder aber, was häufig bei Pflegegutachten vorkommt: es werden Fähigkeiten als gegeben angekreuzt, die tatsächlich nicht oder nur in geringstem Ausmaß bei dem Patienten vorliegen.
Dies alles kann Gegenstand von Widerspruchs- und Klageverfahren werden. Die Crux ist: es werden am Ende wieder Gutachter entscheiden. Es gibt böse Zungen, die behaupten, dass durch die Auswahl der Gutachter oft bereits das Ergebnis vorhersehbar wird. Ob dies stimmt, kann ich nicht behaupten, aber auch nicht ausschließen.
Ich wurde selbst einmal in meinem Leben (in den 90er Jahren) Proband eines psychologischen Rollenspiels. In einem Rollenspiel, welches sehr zeit- und personalintensiv über viele Wochen lief, sollte ich zunächst im Rollenspiel theoretisch lernen, wie man einen Konkurrenten um eine bestimmte Frau ausstechen kann. Es wurden hierbei sogar Videosequenzen von bekannten Hollywood-Filmen ausgewertet und analysiert. Wie immer war ich ein guter Schüler und hatte es theoretisch, also im Rollenspiel gut drauf, will heißen, ich sagte die „richtigen“ Sätze. Die Crux folgte dann bei der praktischen Umsetzung in der Realität. Denn – welcher Zufall! – gab es auf meiner damaligen Arbeitsstelle vermeintlich just eine derartige Konstellation. Das von mir mühsam theoretisch Erlernte wurde durch meine eigene und meinem Willen entsprechende Entscheidung förmlich pulverisiert. Ich wollte den vermeintlichen Konkurrenten gar nicht ausstechen, „sorry, nö die Frau kannst Du gerne haben, interessiert mich nicht“. Für die damals an dem Ganzen Beteiligten muss dies frustrierend gewesen sein, ich entschuldige mich heute noch dafür – oder vielleicht auch nicht. Vielleicht sollten sich die Macher des idiotischen Rollenspiels entschuldigen, wer weiß.
Dieser Ausflug in die Psychologie und in die praktizierten „Behandlungsmethoden“ soll zeigen, dass es überall und immer darauf ankommt, wie Menschen miteinander umgehen. In meinem Leben werde ich allerdings nie so unmenschlich werden können, wie dasjenige ist, was man sich in den Jahren 1992/1993/1994 für mich ausgedacht hat, da müssen sich mehrere Personen sehr merkwürdige Gedanken gemacht haben, wobei ich leider auch heute immer noch nicht mit Gewissheit sagen kann, wer konkret dahintergesteckt hat, daher meine relative Zurückhaltung in diesem Punkt. Und wenn das damals Szenario 1.0 war, durchlebe ich derzeit Szenario 2.0, allerdings heute persönlich stärker als damals.
P.S. 1: Ein richtiger und eigentlicher Skandal ist, dass das oben geschilderte „Rollenspiel“ ja von der Krankenkasse bezahlt werden musste, ich aktuell aber eine krebskranke Mandantin habe, der ein lebensrettendes Medikament versagt wird und wir nun vor dem dritten Gericht darum kämpfen müssen!
P.S. 2: Ich habe gerade gelesen, dass das Vorhaben des AFD-Verbots weiter vorangetrieben werden soll. Davon halte ich nichts aus mehreren Gründen. 1) Es kann und darf keine Hysterie geben. Wenn ich in einem Restaurant etwas esse und es hat geschmeckt und ich erfahre nachher, dass der Koch möglicherweise AFD wählt, ändert das nichts daran, dass das Essen geschmeckt hat. Und wenn es sich bei dem Koch nicht um einen ausgemachten Nazi handelt, der das öffentlich macht, gehe ich dann auch wieder in dieses Restaurant. 2) Die etablierten Parteien müssen anerkennen, dass durch ihre verfehlte Politik die 10-15 % Protest-Wähler der AFD quasi in die Arme dieser Partei getrieben wurden. Bei den verbleibenden ca. 10 % echten „Nazis“ ist Hopfen und Malz verloren, aber die Enttäuschten muss man versuchen zurückzugewinnen durch intelligente und mehrheitsfähige Politik für die in unserem Land lebenden Menschen und da sind Ausländer, die sich integrieren und hier wertvolle und wichtige Arbeit leisten, ausdrücklich inbegriffen. Im diesem Punkt liegt im Übrigen ein großer Denkfehler der AFD. 3) Ein generelles Verbot bringt immer unerwünschte Solidarisierungseffekte und fördert ein „Jetzt erst recht“ und ein Märtyrerdenken. Richtig wäre es vielmehr m.E. in den Einzelfällen die „Höckes“ auszusortieren.